„Ich habe keine Zeit!“ – „Die Zeit läuft mir davon!“ – „Was, schon so spät? Wie soll ich das alles schaffen!“ – „Ich stehe unter Zeitdruck!“ – „Ich muss mich beeilen, um pünktlich zu sein!“ Derartige Äußerungen sind zum beherrschenden „Seufzer“ unseres modernen Lebens geworden. „Zeit macht nur vor dem Teufel halt“, lautet ja auch der Text eines bekannten Schlagers.
Doch ist das wirklich so? Sind wir wirklich der davonrinnenden Zeit – egal ob wir es auf unseren Tages-Terminplan oder unser ganzes Leben beziehen – hilflos ausgeliefert? Oder können wir uns davon befreien?
In der modernen Physik ist der Begriff „Zeit“ ein vieldiskutiertes Thema. Dort wird die lineare, also die gleichmäßig ablaufende Zeit längst in Frage gestellt. Dort ist von Zeitzyklen oder Zeitkrümmung die Rede, oder auch von Zeitachsen, auf denen wir uns vorwärts und rückwärts bewegen könnten. Zeitmaschinen ermöglichen ja zumindest in der Fiktion längst ein „Zurück in die Zukunft“.
Auch das Thema „2012“ ist von Begriffen wie Zeitenwende oder Ende der Zeit geprägt. Gerade dieses „Ende der Zeit“ wurde und wird manchmal als Weltuntergang gedeutet. Was für eine pessimistische, auf Angst basierende Einstellung.
Dabei ist „Ende der Zeit“ doch eine wunderbare Befreiuung. Ich sehe eine Gesellschaft, die frei vom Blick auf die Uhr endlich lebt, statt der angeblich „davonlaufenden“ Zeit hinterherzuhetzen. Eine Gesellschaft, in der wir den Anspruch „immer schneller“ loslassen und ersetzen durch „immer glücklicher“ oder „immer intensiver“ leben. Eine Gesellschaft, in der wir zeitlos glücklich sind.
Kindern gelingt es oft, die Zeit zu vergessen und hingebungsvoll etwas zu beobachten, auszuprobieren oder zu erträumen. Von ihnen können und sollten wir lernen, statt ihnen ihr „sinnloses Herumtrödeln“ abgewöhnen zu wollen.
Ebenso lässt uns Liebe die Zeit vergessen. „Man kann die Zeit nicht anhalten, aber für die Liebe bleibt sie manchmal stehen“, schrieb Pearl S. Buck.
Ist dies vielleicht das ganze Geheimnis der Zeit? Läuft sie uns nur deshalb anscheinend immer schneller davon, weil wir das Leben und alles was dazugehört (noch) nicht lieben? Wird uns mit der Frequenz der Liebe auch endlich die Zeitlosigkeit geschenkt?
Ich denke, ja. Ich sehe Menschen, die alle hingebungsvoll das tun, was sie lieben. Ich sehe Menschen, die sich selbst, das Leben und alles, was ist, lieben. Und mit dieser universellen Liebe bleibt die Zeit stehen. Die „tickende Zeitbombe“ der ablaufenden Lebenszeit ist entschärft. Wer liebt, bleibt ewig jung, gesund und glücklich.
Der eingangs erwähnte Schlagertext darf also umformuliert werden in „Zeit macht nur vor der Liebe halt“…
Hierzu noch eine Textstelle aus dem Buch „Die Medizin von Raum und Zeit“, von Larry Dossey. Es handelt sich um eine wunderschöne Meditationsbeschreibung zur Zeitlosigkeit:
„Ich visualisiere die Zeit als einen Fluss. (…) Ich sehe, wie er sich durch die Landschaft schlängelt. Auf der Oberfläche dieses Flusses gleitet ein grosses, orangefarbenes Z dahin, welches langsam von der Strömung getragen wird. Dieses Z ist die Zeit, wie ich sie gewöhnlich erfahre: Sie fliesst in eine Richtung und ist aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammengesetzt. (…)
Schliesslich geschieht etwas Unerwartetes: der Fluss krümmt sich so stark, dass er in sich selbst zurückfliesst. Er hat sich in einen kreisförmigen Strom verwandelt, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Das Z gleitet immer noch auf ihm dahin.
Dieser kreisförmige Strom verändert sich jedoch noch mehr. Er beginnt, das Ufer zu überschwemmen, welches ihn von der Kreismitte abgrenzt. Diese Überschwemmung führt schließlich zur Bildung eines riesigen Sees. Endlich, nachdem der Wasserzustrom zum Stillstand gekommen ist, nimmt der See eine tiefblaue Farbe an und wird ganz ruhig – glatt wie ein Spiegel. In der Mitte dieses tiefblauen Sees sehe ich nun wieder das orangefarbene Z, das bewegungslos auf der Wasseroberfläche liegt.
Das Z, die Zeit selbst hat zu fliessen aufgehört. Es gibt keine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mehr. Die Zeit ist nun endlos geworden, sie steht still. Dieser „zeitlose“ See der Zeit ist unbeschreiblich klar und friedlich – wie ein hochgelegener Gebirgssee, den man ganz unerwartet gefunden hat und nun niemals mehr verlassen möchte. Er erfüllt mich mit einem Gefühl des Friedens. Ich verweile dort und sauge die Stille des Sees der Zeit in mich ein, so lange ich will.“
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**Ich denke, ja. Ich sehe Menschen, die alle hingebungsvoll das tun, was sie lieben. Ich sehe Menschen, die sich selbst, das Leben und alles, was ist, lieben. Und mit dieser universellen Liebe bleibt die Zeit stehen. Die „tickende Zeitbombe“ der ablaufenden Lebenszeit ist entschärft. Wer liebt, bleibt ewig jung, gesund und glücklich.**
JAAAAAA:-))))
Hallo Johanna, in unserem Frauengesprächskreis haben wir über „Zeit“ gesprochen und auch Deine Gedanken dazu verwendet. Vielen Dank für die Anregungen! Viele Grüße Brigitte
Hallo Brigitte, schön, von dir zu hören. Oder besser gesagt zu lesen. 🙂
Freut mich, wenn meine Gedanken eine Anregung für eure Gespräche waren.
Viele Grüße und sicher bis bald
Johanna