Ein paar Tage habe ich es vor mir hergeschoben, nachdem es letzte Woche plötzlich in mein Bewussstsein kam – jetzt war es auf einmal ganz einfach: sich innerlich zu entschuldigen und vor allem innerlich die Entschuldigung von anderen anzunehmen. Für beides braucht es viele Liebe und Bereitschaft.
Zum einen die Bereitschaft, sich selbst einzugestehen, dass man jemandem Unrecht getan hat. Bei einer Person aus meinem Umfeld, mit der ich oft Spannungen erlebte, hab ich dieses Unrecht aus einem früheren Leben erkannt, ich wusste plötzlich glasklar, wer dieser Mensch war und was meine Verstrickung mit ihm war. Ich habe ihn innerlich aus ganzem Herzen um Verzeihung gebeten, ohne Wenn und Aber, ohne Rechtfertigung, ich habe auch mir verziehen, dass ich damals so gehandelt habe, und das Thema war damit gelöst. Beim nächsten Zusammentreffen war unser Kontakt familiär entspannt und herzlich, es war vor allem verblüffend, wie sich diese Person plötzlich anders mir gegenüber verhielt, obwohl ich das im Stillen geregelt hatte, sie also nichts davon wusste.
Entschuldigung bringt Änderung
Zum anderen erfordert es aber auch Bereitschaft, eine Entschuldigung von anderen anzunehmen. Hier ist die Hemmschwelle oft noch größer, denn eine Entschuldigung anzunehmen bedeutet ja, sich wieder auf den anderen zuzubewegen. Es bedeutet, aus seiner eigenen Schmoll- und Grollecke herauskommen zu müssen, in der man sich so schön gemütlich in seinem „Opfergefühl“ suhlen und erhaben auf die „Schuld“ des anderen herabblicken konnte. Eine Entschuldigung akzeptieren bedeutet auch, sich einer Änderung des bisher schwierigen Kontaks (oder auch Nicht-Kontakts) wieder zu öffnen.
Gestern gelang es mir plötzlich. Ich öffnete mich innerlich, und mir sprudelten die Entschuldigungen von Menschen, von denen ich mich ungerecht behandelt fühlte und fühle, innerlich nur so entgegen. Ich spürte, wie die Seelen der betroffenen Personen sich ehrlich und aufrichtig bei mir entschuldigten, indem sie ihren Teil der Schuld an der Situation anerkannten und mich um Verzeihung dafür baten. Ganz klar hörte ich ihre Worte in mir, und ganz leicht schaffte ich es auch, diese Worte anzunehmen und zu verzeihen. Voller Erleichterung umarmten wir uns dann in meiner Vorstellung und waren froh, dass wir uns jetzt gegenseitig befreit hatten. Egal, wie sich der Kontakt nun im außen weiterentwickelt, ich fühle mich innerlich frei und offen für Veränderung.
Sind Schulden gleich Schuldgefühle?
Und plötzlich fiel mir der Zusammenhang zur aktuellen Überschuldungskrise auf. Ist diese globale finanzielle Überschuldung vielleicht auch nur Ausdruck einer „Überschuldung“ in den Menschen? Ist es Ausdruck unterdrückter Schuldgefühle, angehäuft in Tausenden von Jahren und und unzähligen Lebensgeschichten? Und umgekehrt unterdrückter „Opfergefühle“, die sich nach Entschuldigung sehnen, diese aber andrerseits (noch) nicht akzeptieren können?
Kann es sein, dass diese bislang unterdrückten Gefühle jetzt immer mehr an die Oberfläche kommen, was sich in einer immer größeren Gläubiger-Schuldner-Diskrepanz in der Finanzwelt widerspiegelt? Kann es sein, dass eine Lösung dieser Gefühle, also Entschuldigungen und deren Akzeptanz auch endlich zu Entschuldung führt?
Ich habe das Gefühl, dass dieser Zusammenhang tatsächlich existiert. Und ich wünsche mir und uns allen, dass sich die Schuld- und Schuldenkrise jetzt löst. Und dass wir dann frei sind für einen wirklichen, weltweiten Neuanfang. Ohne Schuld und ohne Schulden. Dafür aber mit der Bereitschaft, uns gegenseitig unsere Herzen zu öffnen und miteinander die Dinge zum Wohle aller zu gestalten. Ich freue mich darauf.
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Liebe Johanna,
ich finds großartig, was Du da an Gedanken schreibst. Auch der Vergleich mit der sogenannten Schuldenkrise der EU. Sowas wär mir jetzt nie eingefallen.
Weißt Du, ich habe es so oft, daß mir zwischenmenschlich irgendwelche Dinge klar werden. Und mein Ur-Impuls ist es denn, sofort auf den Menschen zuzugehen. Wenn ich Mist gebaut hat, mich zu entschuldigen. Oder aber, wenn ich meine, Zusammenhänge zu sehen, diese dann zu benennen. Und ich meiner Vorstellung lachen dann alle beteiligten über dieses ganze Kuddelmuddel und sind sich einfach wieder gut. Oder wenn es nicht gut ist, daß denn trotzdem alle beteiligten wieder einen Schritt zurückgehen und alles tun, um in die Klarheit zu kommen. Aber leider erleb ich das in dieser Dimension dann oft nicht so. Denn die Egos sind doch oft noch sehr stark unterwegs.
Bei einer Freundin hab ich das mal erlebt, die heute meine beste Freundin ist. Wir sind beide sehr große Hitzköpfe und haben uns schon heftige Gefechte geliefert. Aber wir sind trotzdem beide immer wieder aufeinander zugegangen, einfach, weil wir uns beide so wichtig waren, daß wir uns nicht von unseren Egos zwangstrennen lassen wollten. Dafür gehen wir jetzt aber auch durch dick und dünn. Unsere Liebe füreinander hat da echt gesiegt.
Ich empfinde diese erzwungenen Trennungen als so traurig. Nur, weil man sich selbst nicht überwinden kann. Und das wird denn oft mit irgendwelchem spirituellen Gefasel begründet, daß die Seele es eben so beschlossen hat oder sowas. Für mich nichts weiter als eine Entschuldigung für das eigene Ego. Nicht, daß wir uns falsch verstehen. Ich muß nicht mit jedem Menschen ständig zusammen sein oder den Weg zusammen gehen. Aber wenn man fühlt, daß jetzt andere Wege angesagt sind, denn kann man das auch in Harmonie tun und nicht in Trotz.
Liebe Grüße von Kirstin
Liebe Kirstin, und ich finds großartig, was du noch dazu ergänzt. Stimme dir voll und ganz zu, in jedem Wort.
Ach ja, und bei „Hitzköpfe“ musste ich grinsen, erkenne mich da gerade selbst…;-)
Danke und alles Liebe dir
Johanna
Interessanter Zusammenhang, Johanna, wirklich.
Mir fallen auch viele Leute ein, bei denen ich mich entschuldigen könnte.
Genauso fallen mir auch auch viele ein, die sich bei mir entschuldigen könnten.
Dann ist die Schuldenkrise vielleicht nichts anderes als eine Ent-Schuldigungskrise. Hmm. Da könnte tatsächlich was dran sein.
Echt.
Fangen wir also an, uns zu entschuldigen.
Ich entschuldige mich bei allen, denen ich Leid zugefügt habe.
danke für deine Hilfe Ingo, und danke, dass du hier bist, bist ein wunderbarer Typ. 🙂
Was macht übrigens dein Zwilling? Kommt sie schon auf dich zu? Oder siehst du sie immer noch nicht?
Was sie macht?
Sie studiert.
Mehr weiß ich nicht.
Aber das Studium ist in diesen Tagen zu Ende, glaub ich.
Ansonsten habe ich sie seit 1 1/2 Jahren nicht mehr gesehen.
Sie wohnt nicht weit von mir und sie könnte es ja mal riskieren in meine Nähe zu kommen.
Ich würde ja auf sie zu gehen dann…