Befreite Gefühle

In New Age Ratgebern heißt es oft, man dürfe nur noch gute Gefühle haben, um gute Dinge in sein Leben zu ziehen. Ich weiß, dass ich diese These selbst auch übernommen und weitergegeben hatte. Und ich habe mich auch um gute Gefühle bemüht, mittels Meditationen sind diese ja leicht zu erzeugen. Aber dann kam in mir die Frage auf: Ist das, was da permanent  auf Wolke 7 schweben will, wirklich mein vollständiges Ich? Inzwischen habe ich gelernt, alle meine Gefühle anzunehmen und habe mich damit befreit.

Gefühle zulassen, auch unerlaubte, ungute Gefühle, das war letzte Woche mein Thema. Angetriggert wurde es, als jemand mir erzählt hat, er sei jetzt völlig frei von Stimmungsschwankungen und stets vollkommen in seiner Mitte. Darauf habe ich ungewohnt heftig reagiert. Sorry dafür! Es ist ja nicht so, dass ich anderen ihre guten Gefühle nicht gönne, ich freue mich für jeden, der es schafft „in seiner Mitte zu sein“ und zu bleiben.

Gefühle zulassen statt verbieten

Aber er war mir in diesem Moment ein wunderbarer Trigger. Denn was ich ihm gesagt habe, hab ich vor allem mir selbst gesagt. Nämlich, dass ich dieses Brav-Fühlen satt habe. Auch das New-Age-mäßige brav in meiner Mitte sein müssen. Ein weiterer Trigger war dann, als jemand über seine gefühllose Mutter berichtet hat. Da fand ich die Verbindung: Ich wurde von meiner Mutter sehr dazu erzogen, nur gute Gefühle zu haben, stets lieb und nett zu sein. Befolgte ich dies, war ich anerkannt, Trotz und Auflehnung, auch Übermütigkeit wurden dagegen mit Liebesentzug bestraft. Und das war wohl nicht nur in diesem, sondern auch schon in einem früheren Leben so.  

Mein „Pschologisches Horoskop“ bestätigt mir dieses Muster: 95 % Prozent von mir wollen lieb und gut und idealistisch sein. Doch die restlichen 5 % sind unterdrückte, negative Gefühle, die sich irgendwann in meinem Leben melden werden. Tja, ich glaube, dieses Irgendwann ist jetzt. Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv damit auseinandergesetzt, habe mir zugestanden, so zu fühlen wie ich fühle, manchen Personen oder Personengruppen gegenüber. Und das war eben nicht nur eitel Licht und Liebe.

Ich habe die Wut gefühlt, weil ich ungerecht behandelt wurde, ich habe Hass  und Auflehnung gegenüber denen gefühlt, die das getan haben, ich habe Verachtung gegenüber denen gefühlt, die das zugelassen und nicht eingegriffen haben. Und es tat so gut, diese Gefühle aus dem Keller zu holen, wo sie unter der Decke des spirituellen Perfektseins schon lange brodelten. Und wo sie mir irgendwie Schuldgefühle verursachten, weil ich eben noch nicht die ganze Welt (bedingungslos) lieben konnte.

Selbstliebe heißt die eigenen Gefühle lieben

Ich weiß, was manche jetzt sofort sagen oder denken werden: Aber man muss doch verzeihen, um frei zu sein. Habe ich selbst ja auch schon oft gesagt. Aber meinem Unterbewusstsein ist es egal, was „man muss“, es fühlt, was es fühlt. Und ich gestehe mir meine Gefühle jetzt einfach zu, übernehme die Verantwortung dafür und sage, dass sie eben (noch) zu mir gehören. Und verzeihen tue ich mir erst mal selbst, dass ich diese „bösen“ Gefühle habe/hatte. Denn ich glaube, dadurch dass ich sie fühle und ausspreche, löse ich sie auf.

Und ja, bedingungslose Liebe ist ein hehres Ideal. Ich gratuliere jedem, der das wirklich schon kann. Ich meine jetzt, wirklich innerlich kann, statt das nur zu bezeugen. Ich will jetzt erst mal bedingungslose Liebe zu mir selbst – und zwar auch zu meinen Schattenseiten – üben. Denn wie heißt es in meinem Horoskop so schön:

„Vielleicht müssen Sie lernen, dass man seinen Nächsten lieben sollte, wie sich selbst, und nicht anstelle von sich selbst.“

Ich finde, dass bringt es wunderbar auf den Punkt. Wollen wir wirklich damit weitermachen, Teile von uns selbst zu verleugnen, nur um irgendwelchen spirituellen oder moralischen oder selbstauferlegten Vorschriften zu genügen?  Ich will das nicht. Ich gebe mir jetzt die Freiheit, zu fühlen, was ich fühle. Und ich spüre, wie meine Seele dabei so richtig aufatmen kann. Danke allen Beteiligten für diese befreienden Erkenntnisse. Danke.

Und ich erkenne, je mehr ich mir meine „alten“ Gefühle erlaube, desto mehr lösen sie sich auf. Nur indem ich sie (nochmals) fühle, kann ich also meine Gefühle wirklich befreien.

Danke für diese Erkenntnisse und danke für alle Trigger, die mir meine Gefühle befreien helfen.

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8 Gedanken zu „Befreite Gefühle

  1. Danke!

    Solche Artikel sind in der heutigen Zeit für mich die wichtisten!

    Erst vor ein paar Tagen hatte ich eine Begegnung mit einer Frau, die behauptete, dass sie keinen Hass kennt und nicht wertet. Und sie hatte einen Kropf!!!

    Was sie sagte und was sie ausstrahlte waren völlig gegensätzlich.

    Ich bin sehr glücklich, immer mehr alle Emotionen zu äußern, also zu fühlen und auszusprechen.

    Oft werde ich noch sehr verunsichert angesehen, wenn ich z.B. sage, dass ich manchmal noch ganz tiefen Hass empfinde. Auslöser ist da eine Sache, die jetzt bei der Kripo gut aufgehoben ist..Ich fühle da alles! Es scheint sich dabei auch um eine karmische Verbindung zu handeln, die ich wohl bald gemeinsam mit einem Heiler auflösen kann.

    Hier noch was interessantes zum Thema: http://www.youtube.com/watch?v=eMl5cDMFGb0

    Herzliche Grüße,

    Eure manchmal „ganz unkorrektfühlende“ Ulrike

  2. Danke für deine Ergänzung und für deine Ehrlichkeit, liebe Ulrike. Geht mir in vielen Dingen ähnlich. Dass jemand etwas sagt und was ganz anderes ausstrahlt, kenne ich auch. Und genau das nervt mich, weil ich das Ausgestrahlte eben immer deutlicher wahrnehme.

    Du sagst, du willst deine Erfahrungen mit Hilfe eines Heilers auflösen? Machst du Rückführungen? Oder welche Methoden wendest du/dein Heiler an? Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Erfolg dabei.

    Liebe Grüße von Johanna

  3. Was du schreibst, kann ich 100% ig bestätigen. Solange wir irgendetwas verdrängen, wegschieben, nicht haben wollen, können wir es ganz sicher nicht loslassen. Ich durfte es immer wieder erleben, was für eine Magie es haben kann, ein Gefühl komplett anzunehmen und zu umarmen. Es scheint ein ganz besonders sinnvoller Weg zu sein. (-; Liebe Grüße un ddanke für den wunderbaren Artikel.

  4. Lieben Dank für dein Feedback und deine Ergänzungen zu diesem (schon etwas älteren) Beitrag. Tat mit jetzt selbst gut, den Text einmal wieder zu lesen und daran erinnert zu werden, meine Gefühle anzunehmen. Ich wünsche dir alles Gute für deine Arbeit! 🙂

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